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Ich will oder ich möchte?

Thema: Ich will oder ich möchte?

Hallo! Meine Schwiegermutter korrigiert meine 3jährige Tochter, wenn sie „Ich will das haben…“ sagt. Richtig sei „Ich möchte das haben…“ Ich bin der Meinung, dass dies veraltete Höflichkeitsregeln sind. Außerdem ist ein eigener Wille nichts schlechtes. Wie erzieht ihr eure Kinder? Wollen oder möchten?

von Rapunzel39 am 13.05.2024, 19:51



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich bin da bei deiner Schwiegermutter, bin aber bei meinen Kindern nicht so streng. Wenn man jemanden um etwas bittet, finde ich „Ich will“ unhöflich. Noch besser finde ich aber „Kannst du mir bitte geben…“. Wenn man dagegen sagt „Ich will alle meine Freunde zum Geburtstag einladen“ ist es für mich völlig in Ordnung. Ich weiß aber nicht, ob es die Kinder mit 3 Jahren schon verstehen. In dem Alter würde ich nicht korrigieren, höchstens „Du möchtest ein Stück Apfel?“ zurückfragen. Ich denke aber nicht, dass es deiner Tochter irgendwie schadet, wenn die Oma sie „belehrt“, solange es im Rahmen bleibt. Im schlimmsten Fall nimmt es deine Tochter als Marotte wahr, wenn alle anderen im Umfeld keinen Wert darauf legen.

von JoMiNa am 13.05.2024, 20:57



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich bin Team „ich möchte“. Das ist für mich eine Frage der Höflichkeit. Wobei ich es auch sehr wichtig finde, an der eigenen Wortwahl zu arbeiten: Frage ich als Erwachsene „WILLST du …xy?“ Oder frage ich „MÖCHTEST du …xy?“

von Chaka! am 13.05.2024, 21:14



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

"Veraltete Höflichkeitsregeln"? ich bringe meinen Deutschschülern bei, daß "möchten" die Zwischenform von "wollen" und "wünschen" ist. Und das deckt sich nicht nur mit den Regeln, die die Lehrbücher nennen, sondern auch mit dem, was ich meine Kinder gelehrt habe, die aufgrund ihrer Zweisprachigkeit sehr überzeugend das dänische "jeg vil" ins deutsche "ich will" übersetzten und bei denen die gestrenge deutsche Mutter sogar noch den alten Spruch hervorholte "Kinder, die was wollen, krieg´n was auf die Bollen", woraufhin wir alle grienten und zwinkerten und es richtig lernten und machten. Der Spruch erheitert übrigens alle erwachsenen Deutschlerner. "Wünschen" ist etwas hochtrabend, man wünscht kein Kotelett (was viele D#änen wieder gemäß wortgetreuer Übersetzung sagen), aber man will bitte auch keins: "wollen" drückt einen eigenen Plan aus, beidem ich möglichst keine (An-)Forderungen anandere stelel. wenn ich also gleich ins bet will oder nach der Arbeit noch einkaufen will, dann ist das okay, solange ich mich eben allein bettfein mache, selbst bezahle oder für den Transport sorge. Ansonsten möchte ich ... und drücke so einen Wunsch nett aus. Wieso soll Dein Kind nicht lernen, nett und höflich zu sein? Bei mir bekäme es, ebenso wenig wie meine eigenen Kinder, "etwas auf die Bollen", aber eben auch nicht, was es "will".

von DK-Ursel am 13.05.2024, 22:56



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Dem Wort, seiner Anwendung und Konjugation sowie Satzstellung wird ein ganzes Kapitel zusammen mit "mögen" gewidmet --- d.h. Ausländer lernen noch, wie man auf Deutsch höflich um etwas bittet. Deutsche Kinder nicht mehr?

von DK-Ursel am 13.05.2024, 22:58



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Da mache ich auch. Es heißt „Ich möchte bitte“ und nicht „Ich will“. Das ist einfach viel höflicher. Du hast recht das man einen eigenen Willen haben darf und muss. Aber es kommt trotzdem darauf an wie man seinen Willen einfordert und ausrückt. Du möchtest das dein Kind im Leben zurecht kommt. Dazu gehören die gängigen Höflichkeitsformen.

von Muffin2020 am 14.05.2024, 06:09



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Kommt auf den Kontext an, es gibt einen klaren Unterschied, ob ich etwas wünsche oder etwas fordere. Bspw: Ich will, dass du mich zukünftig nicht mehr belehrst, Oma. oder Ich möchte gern noch ein Stück von deinem leckeren Kuchen essen, Oma. Ich liebte ja die Frage "Kann ich" statt "Darf ich". Die Antwort, war dann "Ich weiß nicht, ob du auf die Toilette gehen kannst, aber von mir aus darfst du das gerne tun."

von Pamo am 14.05.2024, 07:53



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Hallo, dass die Aussage „Ich will“ oft unhöflich und unpassend ist, bemerkst du schnell, wenn du einige Sätze aus dem Alltag durch „will“ ersetzt. Du würdest zum Beispiel beim Bäcker vermutlich nicht sagen. „Ich will sechs Brötchen!“ Sondern du sagst: „Ich hätte gern sechs Brötchen.“ Du sagst zu deinem Partner wahrscheinlich auch nicht: „Am Wochenende will ich in den Zoo“, sondern: „Ich möchte gern mal wieder in den Zoo mit den Kindern. Hast du auch Lust?“ Und zur Chefin oder dem Chef sagt man auch nicht: „Ich will früher Schluss machen heute“, sondern: „Ich möchte heute gern früher gehen, weil ich noch einen Arzttermin habe.“ Sprache hat eben sehr viele feine, aber wichtige Nuancen, gerade in Sachen Freundlichkeit, Respekt, Kompromissbereitschaft etc. Das „Holzhammer-Ich-will“ kommt da sehr schräg. Es hätte auch nichts mit einem „starken Willen“ zu tun. Deshalb finde ich es richtig, Kindern das „möchte“ ans Herz zu legen, auch wenn man natürlich kein großes Ding draus machen muss, wenn‘s noch nicht immer klappt. Und natürlich ist es richtig, wenn ein Kind in übergriffigen (!) Situationen lernt zu sagen: „Ich will das nicht!“ Das schließt eine höfliche Kommunikation in Alltagssituationen aber überhaupt nicht aus. LG

von Jorinde17 am 14.05.2024, 08:14



Antwort auf Beitrag von Jorinde17

... hat die höfliche, nette Form "Ich möchte, ich hätte gern..." einfach ihren Platz in der zwischenmenschlichen Kommunikation, und Kinder sollten dies lernen. Klar macht man kein Fass auf, wenn sie das im Kleinkindalter noch nicht immer hinbekommen... aber drauf hinweisen und etwas lenken ist doch absolut OK und richtig! Und ja, es steht in absolut keinem Gegensatz, wenn man in Situationen, wo man sich wehren muss, natürlich nicht mehr höflich ist, sondern ganz klar ablehnend "Ich will das nicht, lass das!" Zwischen verschiedenen Situatioenne zu unterscheiden, gehört auch zur Sozialisation dazu...

von MM am 15.05.2024, 13:45



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich würde das 3 jährige Kind nicht ständig korrigieren, aber auch Rücksicht auf gewisse Schritte in der sprachlichen Entwicklung machen. Mein Sohn sagt mit bald 5 noch häufig, dass er etwas will, obwohl ich es ganz anders vorlebe und er kann sich ansonsten sehr gut ausdrücken, also ist sprachlich wirklich weit. Ich finde es schon sehr wichtig, das selber vorzuleben und auch mal auf die eigene Sprache zu achten. Kinder ahmen viel nach, aber sie brauchen auch Zeit um diese komplexen sprachlichen Höflichkeitsregeln zu verstehen und umzusetzen. Mein Sohn setzt es eben noch nicht immer um, aber ich merke, dass er immer häufiger um etwas bittet und ansonsten ein sehr höfliches und liebes Kind ist. Aber Kinder haben in dem Alter einfach noch so viel an Entwicklung zu vollziehen, dass Höflichkeit nicht an erster Stelle steht und das ist gewiss auch nicht schlimm.

von JakobsMutti am 14.05.2024, 10:53



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich bin sehr überrascht und habe nicht damit gerechnet, dass sich alle Mütter für das Team "möchten" aussprechen. Eigentlich wollte ich die Aussage eines Psychologen zum Thema wollen/möchten einstellen, da dieser sich klar zum "wollen" ausspricht. Den Beitrag habe ich aber leider nicht mehr gefunden. Stattdessen bin ich heute auf der Seite "Rund ums Baby" über einen Beitrag aus dem Jahr 2007 gestoßen, in dem eine Mutter die gleiche Frage stellte wie ich. Die Antworten waren pro "wollen", nicht "mögen"! Ich frage mich, woran das liegt. Vielleicht, weil die TE einen Sohn hat und keine Tochter? Geschehen unbewusst Prozesse, Mädchen zu mehr Höflichkeit zu erziehen? Oder liegt es an der Schwiegermutter, die ich erwähnt habe? Hier der Link, falls sich jemand die Frage nebst Antworten durchlesen möchte: https://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/Ich-will-oder-ich-moechte_10870.htm?ansicht=2 Ich habe mich und meinen Mann gestern Abend und heute Morgen beobachtet, wie wir mit wollen/möchten umgehen. Wir benutzen beide Modalverben gleichermaßen. Das tut unsere Tochter auch. Es kommt auf den Kontext an, (hat Pamo ja schon geschrieben) so halten wir es unbewusst auch. Merken wir, sie wird fordernd im Sinne von respektlos, schreiten wir ein. Sagt sie aber , sie WILL auf die Toilette, werde ich ihr auf keinen Fall sagen, dass es "möchten" heißt. Will sie ein Stück Kuchen, darf sie sich ein Stück nehmen, da der Rest der Familie es ja auch tut.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 11:37



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

"Jesper Juul: Also ich glaube, dass deutsche Eltern vor allem erst mal lernen müssen, nicht immer „möchte“ zu sagen. (lacht) Es heißt „will“. Möchte kann man beim Bäcker oder Metzger sagen. Die dänischen Eltern versuchen auch nett zu sein, aber das funktioniert nicht. Man hat keine Durchschlagskraft. Da geht es Eltern wie Führungskräften überall. Man kann nicht nur nett sein. Man muss auch wissen: Was will ich, wo will ich hin? Was sind meine Ziele? Und dann müssen die Kinder mitmachen." Quelle: urbia.de

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 11:38



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Die Frage ist trotzdem, wieviel Deutsch und Sprachgefühl Jesper Juul da hatte. Und wieviel er realitätsnah dt. und dän. Erziehung vergleichen konnte. Allein aufgrund sprachlicher Unterschiede wurde mir in der dän. Spielgruppe gesagt, ich möge meine Kinder doch freundlicher ansprechen - daß Dänen deutlich weniger über Partikel sprechen, daß ihnen ein Wort wie "bitte" fehlt, weshalb sie ganze Haupt- und Nebensätze bilden (müssen) (die uns Deutschen dann wiederum komisch vorkommen, wenn wir nicht verstehen, wie und warum), das erfaßt man eben erst, wenn man sich ausgiebig mit beiden Sprachen beschäftigt, was ich wie gesagt bei Jesper Jull doch in Frage stelle. Er war Therapeut. Und auch die Spielgruppenmütter waren da eben nur unzureichend vertraut mit meiner Muttersprache: sie hörten nur den Imperativ, das kleine "bitte" mittendrin oder ein Partikelwort wie "mal", "eben", "doch" entging ihnen völlig. Daß Juul in seiner Funktion als Familientherapeut sicher viel mit Selbstbewußtsein und wie man es fördert arbeitete, liegt auf der Hand, dies aber mit dt. Sprache zu erklären, halte ich für zweifelhaft, weil eben gerade in Bezug auf Höflichkeit und freundliche Bitten enorme Unterschiede in den beiden Sprachen bestehen. Allein die Tatsache, daß wir noch Siezen, dabei aber durchaus nicht jeden als Feind oder Respektsperson oder autoritären Chef betrachten, bei dem wir es tun, versteht oft nicht mal meine eigene Tochter, die immerhin zweisprachig und sprachbewußt aufgewachsen ist. Allein mit diesem Thema könnte ich ganze Unterrichtsstunden füllen, wenn ich wollte - und selten verstehen hier lebende Dänen, wie es wirklich funktioniert - ebenso wenig wie die meisten Deutschen das dän. "Du" verstehen. Wir verzichten wohl auch nicht auf das Wörtchen "bitte", nur weil es das im Dänischen so nicht gibt. Höflichkeit ist in jedem Land anders, wird überall anders ausgedrückt, ausgehend von der eigenen Sprache, aber auch vom eigenen gesellschaftlichen Kontext. Warum Kinder sie nicht von Anfang an mitlernen sollten, erschließt sich mir nicht. Ich selber schätze Juuls Bücher durchaus, weil sie nicht unbedingt nur den Umgang mit Kindern, sondern mit Menschen vermitteln; aber er war als Therapeut und "Pädagoge" durchaus nicht unumstritten im eigenen Land.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 13:14



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Nur ein kleiner sprachlicher Hinweis: "Mögen" und "möchten" sind zweierlei! Sie werden, wie ich bereits schrieb, in den Lehrbüchern für Deutschlerner oft zusammen behandelt, weil eben die Konstruktion gleich ist - sie drücken aber erstmal Verschiedenes aus. Und ja, es kommt auf di Situation an, wie ich auch schrieb ist "wollen" der Ausdruck, der weniger bis keine Anforderung, Forderungen an andere stellt. Auf Dänisch sagt man "jeg vil" = ich will. Aber man sagt es selten allein, man fügt "gerne" u.ä, hinzu, eben um höflich zu sein. Und wenn man nicht bitte sagen kann, sagt man oft "danke" (ich erinnere mich an einen Brotkauf beim Bäcker, wo die Verkäuferin fast 10x danke sagte - fast nach jedem Satz, den ich von mir gab. Man kompensiert also fehlende Ausdrücke und, man höre und staune, aber Studien haben es erwiesen, Dänen mehr auf Körpersprache setzen als auf solche (ja auch nicht vorhandenen) Ausdrücke oder Partikel. Aber auch diese Körpersprache muß man ja sehen und verstehen und richtig deuten. Bei mir hätten auch Söhne gelernt, wie man sich höflich benimmt - wieso denn nicht? ich bin für Gleichberechtigung!

von DK-Ursel am 14.05.2024, 13:21



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Danke für den sprachlichen Hinweis. Das Wort „mögen“ war ein Versehen meinerseits. Im Beitrag steht „möchten“.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:00



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Bei ihm ging es darum, dass Eltern dem Kind (!) auch mal Anweisungen geben dürfen, ohne immer zu sagen „Bitte mach dies, bitte mach das“, oder „Ich möchte, dass du jetzt aufräumst“, weil das manchmal einfach zu ellenlangen Diskussionen mit dem Kind führt, die den Alltag ausbremsen und Nerven kosten. Da man aber normalerweise (bei Gästen, beim Bäcker, bei Lehrern) keine Anweisungen gibt, sondern etwas möchte, ist das Wort natürlich weiterhin wichtig. LG

von Astrid am 14.05.2024, 14:07



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Danke für deine ausführliche Antwort. Ich unterstelle Juul einfach mal das Wissen was wollen und möchten im deutschen bedeutet. Sonst hätte er das Beispiel mit dem Metzger nicht gebracht. Tatsächlich sage ich beim Metzger „möchten“. ABER, ich sage auch: Ich will unbedingt ein Zitroneneis. Ich will ein neues Auto. Ich will am Wochenende mit der gesamten Familie in den Zoo. …… Warum darf das ein Kind nicht auch sagen? Im übrigen ist meine Tochter ein Kind mit Migrationshintergrund. Hier wirken arabische wie deutsche Einflüsse, die leider in mancher Hinsicht sehr ähnlich sind. Ich will für mein Kind nicht, dass es sich Höflichkeitsregeln antrainiert, die sprachlich (im Kontext betrachtet) manchmal auch grenzwertig sein können. Von einem Kind verlangen wir das höfliche „möchten“. In Wirklichkeit spielen wir Erwachsene unsere Macht über das Kind aus.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:07



Antwort auf Beitrag von Astrid

Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit Anweisungen meine ich keine Befehle, sondern, dass es Dinge gibt, die vom Kind getan werden müssen (Aufräumen, Hausaufgaben, Zähneputzen etc.). Und dass Eltern hier ruhig auch klare Ansagen machen dürfen, anstatt alles als Bitte zu verpacken, obwohl es eigentlich gar keine Bitte ist. („Ich möchte, dass du bitte aufräumst“, ist eine Bitte, die auch verneint werden darf. Aber das bringt im Alltag eben nicht weiter.) Juul war hier für mehr Klarheit an die Adresse des Kindes. LG

von Astrid am 14.05.2024, 14:12



Antwort auf Beitrag von Astrid

Wenn Eltern gegenüber ihrem Kind mit „Ich will …“ argumentieren sollen, sollte das nicht umgekehrt auch für das Kind gelten? Wir Eltern leben es vor, das Kind ahmt nach. Da ist nichts verkehrtes daran. Ermahnen wir unser Kind, messen wir mit zweierlei Maß.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:14



Antwort auf Beitrag von Astrid

Recht hast du. Da gehe ich gern mit.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:15



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Wie kommst du denn darauf, dass die Mütter die hier schreiben man sollte „möchte“ sagen dem Kind etwas falsch vorleben? Ich sage auch „möchte“ und nicht „will“

von Muffin2020 am 14.05.2024, 14:21



Antwort auf Beitrag von Astrid

Astrid, Auch dies ist aber wieder der sprachlichen Variante geschuldet. Hier sagen eben viele/alle Eltern und Pädagogen "prøv at hør her..." = versuch mal, herzuhören/zuzuhören" - das ist DIE Umschreibung für unser "bitte". Rapunzel: Und man kann oberflächlich sprachlich klarkommen, ohne die vielen kleinen subtilen Unterschiede zu lernen. Gerade Kinder eignen sich Sprache ja früh an und lernen die subtilen Unterschiede unbewußt mit - ICH finde das besser als ihnen nach der "unhöflichen Kleinkindphase", wo ich ihnen alles durchgehen lasse (?), hinterher mit der nächsten Lektion in Sachen Höflichkeit zu kommen. Ich habe doch auch korrigiert, wenn sie ein Wort verkehrt anwendeten oder sich ansonsten auf Irrwegen befanden. Einem Kind alles nachgeben und nichts (richtig)vormachen ist doch keine Erziehung, weder zu Selbständigkeit noch zu einem rücksichtsvollen Selbstbewußtsein. Und das hat nichts mit Machtausübung zu tun, sondern damit, daß es aus gutem Grund Erwachsene gibt, die einem Kind, das die Welt noch gar nicht so verstehen KANN wie wir, wegweisend und auch korrigierend zur Seite steht. Alles andere ist Drücken vor der Verantwortung, die man als Eltern hat. Und ja, ich kann vielleicht sagen "ich will jetzt ein Eis - du auch?", denn ich bezahle es auch. Aber sagst Du das auch zu Deiner Schwiegermutter, wenn Du bei ihr bist? Dann verstehe ich einmal mehr, daß sie wenigstens beim Enkelkind ein bißchen mehr Höflichkeit erwarten möchte.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 14:24



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

@ DK Ursel: Jetzt unterstellst du mir aber erzieherische (falsche) Handlungen, die ich nicht ausübe. Im übrigen gibt es auch keine "unhöfliche Kleinkindphase", auch keine "Trotzphase", sondern eine Autonomiephase. Mein Kind darf das Modalverb "wollen" benutzen, wie wir Erwachsene es auch tun. Das hat nichts damit zu tun, dass sie zur Unhöflichkeit erzogen wird. Das muss auch die Oma akzeptieren.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:39



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Natürlich messen wir mit zweierlei Maß - das bestreitet nicht mal der von Dir zitierte Jesper Juul. Eine - dänische (!) Pädagogin im KIGA meiner Töchter erwiderte mal auf die verschämte Anfrage einer Mutter, wie sie es denn mit "Erwachsenen-"Naschereien vor Kinderaugen halte, daß sie natürlich nicht im heimlichen nasche. Ein Glas Wein trinke sie nicht erst, wenn die Kinder im Bett lägen, sondern beim Abendessen mit den Gästen. Und natürlich gingen die Kinder auch vor ihr ins Bett. Zweierlei Maß. Ja klar. Wir sind erwachsen, die Kinder noch nicht. Es ihnen so zu machen, wie wir leben, ist doch wohl nicht Erziehung oder überhaupt auch nur Eingehen auf ihre Bedürfnisse? Kinder wollen lernen, Kinder sollen lernen; welchen Sinn ergibt es es, ihnen erst etwas falsch vorzumachen oder sie gewähren zu lassen, wo sie leicht umschwenken können? Was vergibt sich jemand, der statt des unhöflichen "ich will" das höflichere "ich möchte" sagt? Hierzulande wurden zumindest zur Kleinkindzeit meiner Kinder ALLE Kinder mal mehr, mal weniger sanft daran erinnert, "danke" zusagen. "Danke fürs Essen" sowieso nach JEDER Mahlzeit. Das gehört sich hier so. Oder auch "Danke für heute" , wenn man den Tag zusammenverbracht hat. Oder "tak for sidst" = danke für letztes Mal", wenn man sich einer gemeinsamen Sache wiedertrifft. Es gibt kulturelle Höflichkeiten, wieso soll ich die meinem Kind vorenthalten? Unhöflichkeit bringt niemanden sehr weit. Und Höflichkeit, höfliche Behandlung von anderen zu erwarten, wenn ich sie selbst nicht leiste, ist ebenso weltfremd. Ich habe es als meine Aufgabe erachtet, meinem Kind beizubringen, wie es sich hierzulande, aber auch in Dtld. benehmen sollte - zuviel unterscheidet sich das nicht; Höflichkeit ist überall gefragt, sie sieht nur manchmal ein bißchen anders aus. Aber wieso sollte ich meinem Kind das leben in dieser Welt schwerer machen als es sein muß? Auf Dänisch gibt es die Unterscheidung nicht, da gibt es nur "wollen" und "wünschen", auf Deutsch ist das facettenreicher durch "möchten" - auch eine sprachliche Variante, die differenziert und hilft, sich genauer auszudrücken, worauf ich zumindest auch Wert lege - und was meinen Töchtern gut gelingt. dafür aber mußten sie sie kennenlernen - und lieber als Kind als als Erwachsener auf die härtere Tour.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 14:39



Antwort auf Beitrag von Muffin2020

@ Muffin2020: Ich habe nicht geschrieben, dass die Mütter etwas falsches vorleben, wenn sie selbst das Wort "möchten" benutzen.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:43



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Nein, ich als Großmutter würde Unhöflichkeit nicht so akzeptieren. Kein Mensch muß Unhöflichkeit akzeptieren. Das MUSS man nicht. Wer will das befehlen - Du? Ich als Großmutter darf (!) selbst entscheiden, ob ich einem Kind, das ein Eis WILL, auch eins anbiete. Jetzt sind wir bald rum in allen Modalverben. Natürlich sehe ich einem Kind mehr nach als einem Erwachsenen, aber wie gesagt, wieso soll Hänschen nicht lernen, was es lernen kann, sondern darauf warten, daß Hans umlernen muß? Schlechte Angewohnheiten legt man leider sehr schwer wieder ab. Mit welchem Sinn bringe ich meinem unhöfliches Verhalten bei? Ob man das nun mit einem dt. Wort Trotz- oder mit einem Fremdwort Automoniephase nennt, ist mir ehrlich gesagt wurscht. Der Effekt ist derselbe: Kind löst sich - Mütter müssen korrigierend eingreifen, wenn der Loslöseprozeß zu weit geht und gefährlich und/oder in die falsche Richtung geht. Damit bin ich aber raus hier. Ich will ist sicher die willensstärkere Ausdrucksweise, ob man aber wirklich weiter mit ihr kommt, ist fraglich.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 14:45



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Du vergleichst Äpfel mit Birnen. "Ich will" ist nicht per se unhöflich. Kommt auf den Kontext, Ton, Mimik usw an. Das höfliche "Ich möchte" ist auch nicht falsch. Wie bereits mehrfach geschrieben, benutze ich beides. Mein Kind damit auch. Das ist auch nicht verkehrt. Mein Kind wird von seiner Umwelt auch nicht als unhöflich wahrgenommen.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 14:52



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Hier im Thread ging es ja nicht darum, dass man nie „Ich will“ sagen darf. Sondern es ging darum, ob „Ich möchte“ altmodisch ist, s. Ausgangsposting. Und das ist es eben nicht. Natürlich gibt es Situationen, in denen ein „Ich will“ besser passt. Das ändert aber nichts daran, dass es eben nicht überall passt. LG

von Bonnie am 14.05.2024, 15:25



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hier in der Gegend (Süddeutschland) wird "mögen" auch verwendet wie anderswo "möchten". "Magst du mitessen?" z.B. Also nicht nur für "Ich mag dich/Erdbeeren...". Ich habe auch das Gefühl, dass "wollen" hier nicht so negativ behaftet ist wie woanders.

von Häsle am 14.05.2024, 16:12



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

von deiner schwiemu scheinbar schon? aber wenn alles cremig ist dann passt es doch. mach du es so und andere anders. ich verstehe nur die ausgangsfrage dann nicht.

von WonderWoman am 14.05.2024, 16:25



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Möchtest du mich absichtlich falsch verstehen? Ich habe nie geschrieben, das mein Kind unhöflich zur Oma sein darf. Wenn mein Kind „Ich will“ zu mir sagt, ist das für uns als Eltern ok. Daher möchte ich keine Korrektur von den Großeltern, ob mein Kind überhaupt „Ich will“ sagen darf. Und Befehle gebe ich auch den Großeltern nicht. Die Autonomiephase ist nicht „wurscht“, sondern eine wichtige Phase für das Kind.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 17:35



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich glaube, ich habe Dich richtig gelesen, Du mich aber nicht. Diese Loslösephase ist wichtig, die Bezeichnung ist mir wurscht.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 17:37



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich habe mich aber auf die Unhöflichkeit bezogen. :-) Was die Autonomiephase betrifft, greife ich nicht ein, wenn mein Kind „Ich will“ sagt. In einem anderen Beitrag hast du was von der arabischen Sprache geschrieben. Dazu wollte ich noch kurz antworten: Mir ging es nicht um die Vielfältigkeit der Sprache, sondern um die sehr strenge Erziehung, die in Teilen der deutschen Erziehung sehr ähnlich ist. Zumindest decken sich da meine Erfahrung mit der meines Mannes. Wir sind also beim „Ich will“ sehr entspannt im Gegenzug zu unserer Elterngeneration, die ständig bei „Ich will“ eingreifen und korrigieren in „Ich möchte“.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 17:59



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

... und verstehe auch nicht, warum irgendjemand Unhöflichkeit akzeptieren sollte?! Das muss niemand und die Oma kann, wenn ihr das Verhalten des Kindes zu unhöflich ist, sagen, dass es dann eben kein Würstchen gibt, fertig. Dann muss das Kind dies akeptieren. Auch so lernt man... Klar ist man bei kleinen Kindern nachsichtiger, da sie das alles ja noch lernen... aber trotzdem muss man nicht ihren "Befehlen" nachkommen, sondern sollte klarmachen, dass man eine freundliche Bitte erwartet und kein trotziges "Ich will". Das können die Kleinen gern probieren, merken aber dann beizeiten, dass sie damit in der Gesellschaft nicht weit kommen. Als Erwachsener hat man eine Verantwortung, Kinder beim Entdecken der Welt zu begleiten... ihnen zu zeigen und zu erklären, wie was warum funktioniert und gemacht wird.... ihnen nach und nach verschiedene Dinge beizubringen, die sie im Leben brauchen werden... Dazu gehört auch angemessene Kommunikation in verschiedenen Situationen.

von MM am 15.05.2024, 14:17



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

... Zustimmung!

von MM am 15.05.2024, 14:22



Antwort auf Beitrag von MM

MM, du hast meinen Text nicht richtig gelesen. An keiner Stelle habe ich behauptet, dass ein Kind respektlos gegenüber Oma sein soll. Bitte beantworte mir meine Fragen: Warum darf Opa ein Würstchen WOLLEN, das Enkelkind aber nicht? Wieso wird meine Tochter gemaßregelt, „höflich“ zu sein, der Opa aber nicht? Vor allem, wenn meine Tochter mich fragt und nicht die Oma. (Wir waren bei uns zu Hause, ich habe das Essen zubereitet.)

von Rapunzel39 am 15.05.2024, 14:57



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

ja, das erlebten/erleben meine Kinder auch sehr oft. Beide wurden von den Nachbarn, wenn sie nicht schnell genug waren, gemaßregelt, Guten Tag etc. zu sagen....die anderen, gleichaltrigen Kinder aus dem aus...Ach..das sind doch noch Kinder, die lernen das noch....Meine Kinder wissen, dass Menschen sehr oft für die gleichen Dinge, anders bewertet werden. Schade ist es....aber man kann es nicht ändern. LG

von Maxikid am 15.05.2024, 15:14



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Käme dies nicht jedesmal vor, würde ich drüber hinweggehen und dennoch MEIN Kind zu Höflichkeit erziehen. Ansonsten, wenn Dich das so sehr kränkt, daß Du ein Faß dafür aufmachen willst (man sollte sich seine Kämpfe mit Bedacht suchen, wird einem hier gesagt; das beziehe ich nicht nur auf Auseinandersetzungen mit Kindern, auf die es eigentlich meistens gemünzt war ), würde ich zwinkern und eben den Spruch „ Kinder/ Leute , die was wollen…“ ablassen. Oder zuckersüß eben fragen: „wie heißt das?“ AUCH eine wundervolle Art, auf das Wörtchen und seine Anwendung aufmerksam zu machen - und mehr muß es ja gar nicht sein. Kinder erkennen sehr gut, sie denken nach, verknüpfen Ereignisse und verbinden Sprache mit Situationen. Statt negativ würde ich das positiv sehen: wunderbare Gelegenheit, das Wörtchen populär zu machen.

von DK-Ursel am 15.05.2024, 15:22



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Rapunzel - das liegt ganz klar daran, dass dein Kind ein Mädchen ist und deine Schwimu eine andere Generation. Mädchen werden nicht geboren, sie werden gemacht! Und dann attributiert man den Jungs „Durchsetzungsstärke“. Denn den Mädchen wurde diese in jungen Jahren ausgetrieben.

von kirshinka am 17.05.2024, 20:48



Antwort auf Beitrag von kirshinka

Liebe kirshinka, das ist ein interessanter Aspekt. Vermutlich wird bei Mädchen verstärkt auf „Höflichkeit“ geachtet.

von Rapunzel39 am 17.05.2024, 22:13



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

... willst du mir sagen, der Opa schrie "Ich will ein Würstchen!!!" und bekam es, während das Enkelkind mit demselben Verhalten keines bekam und "Ich möchte bitte..." sagen sollte?! Kann ich mir irgendwie kaum vorstellen, aber OK -dann hat der Opa ein Problem und kann sich nicht benehmen. Das würde ich auch ruhig meinem Kind erklären - aber auch klar sagen, dass man mit angemessenem Verhalten weiter kommt im Leben und dass es besser ist, sich anzugewöhnen, "bitte", "danke", "Ich möchte..." zu sagen. Und dass der Opa eben nicht immer Vorbild ist...;-)))

von MM am 20.05.2024, 10:42



Antwort auf Beitrag von kirshinka

... sich anständig zu benehmen, und ich würde ihm ein "Ich will" ohne Bitte auch nicht durchgehen lassen! Das haben wir bei unseren Söhnen so gemacht und sie sind jetzt erwachsen und können sich benehmen. Aber auch durchsetzen, wenn nötig. Durchsetzungsfähigkeit lernt man als Mädchen nicht, indem man ständig "Ich will" schreit. Dann wird man eher nicht ernstgenommen, weil alle denken man sei eine unfähige verzogene Göre... Aber wenn man lernt, souverän mit Sprache umzugenen und entsprechend der jeweiligen Situation zu kommunizieren, also von nett-höflich bis konfrontativ, lernt man auch Durchsetzungsfähigkeit.

von MM am 20.05.2024, 10:58



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Eine mexikanische Freundin von mir kann nach 25 Jahren in Deutschland immer noch nicht „möchten“ und „mögen“ auseinanderhalten, die Trefferquote liegt bei unter 50 %. Ich habe es ihr schon so oft erklärt, aber sie verwechselt es immer wieder.

von Silvia3 am 25.05.2024, 15:17



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

"Außerdem ist ein eigener Wille nichts schlechtes." Was hat ein eigener Wille mit "will" und "möchte" zu tun? Wenn ich in der Bäckerei sage: "Ich möchte zwei Brötchen." weiß die Verkäuferin, dass es mein Wille ist, zwei Brötchen zu erwerben. Wenn ich sage: "Ich will zwei Brötchen." weiß sie das zwar auch, aber sie wird mich sehr unhöflich finden. Wir haben immer streng erzogen, weil unsere Kinder anders nicht zu bändigen gewesen wären, und dazu gehört(e) auch höfliches Verhalten. Beide sind mittlerweile Teenager, und beide haben definitiv einen eigenen Willen. Unsere Tochter ist sogar eine der durchsetzungsstärksten Personen, die ich kenne. Aber sie erreicht ihre Ziele diplomatisch und nicht, indem sie den anderen mitteilt, was sie alles will und was sie gefälligst zu tun haben. Wenn Du Deiner Tochter letzteres beibringen möchtest, viel Spaß. So ein Kind eckt mit seinen Forderungen und seiner mangelhaften Kompromissfähigkeit überall an und steht schnell ohne Freunde da. Die Erzieherinnen und Lehrer werdet Ihr auch schnell näher kennen lernen, als Euch lieb ist. Unsere Tochter hat es im Kindergartenalter auch mal so versucht. Da haben wir ein paar ernste Gespräche mit ihr geführt, wie es bei anderen ankommt, wenn sie sich so verhält und was Alternativen sind. Wenn ein Kind zwar merkt, dass es überall aneckt, aber nicht beigebracht bekommt, wie man sich stattdessen gesellschaftskompatibel verhält, wird es auf Dauer unsicher und gerade nicht selbstbewusst. Andere so erzogene Kinder werden unerträgliche Egoisten.

von kea2 am 14.05.2024, 14:56



Antwort auf Beitrag von kea2

Das Verb „wollen“ ist eng mit dem „Willen“ verbunden. Beim Bäcker sage ich auch „möchten“, das hatte ich bereits in den anderen Beiträgen geschrieben. Wenn deine Tochter sehr durchsetzungsstark ist, kann ich sie nur beglückwünschen. Das wünsche ich mir für meine Tochter auch und wir tun unser möglichest, in dem wir u. .a. ihr die Benutzung des Modalverbs „wollen“ zugestehen.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 15:11



Antwort auf Beitrag von kea2

Ich wollte zwar raus sein, aber der Geist war williger ... Kea, zu Deinem letzten Satz fiel mir ein, was ich auch schon anfangs im Kopf hatte: "Andere so erzogene Kinder werden unerträgliche Egoisten." Viele beklagen gerade in Dtld., aber auch hier in DK, Rücksichtslosigkeit, Egoismus, Ichbezogenheit in der Gesellschaft. Und verkennen dabei, daß eben solche höflichen Umgangsformen dazu beitragen, alles etwas freundlicher zu gestalten. Wer freundlich behandelt wird, lächelt auch lieber zurück, steckt auch mal lieber zurück, als wenn er nur auf auf das eigene Ich willensstarke Menschen trifft. Willensstärke hat nichts damit zu tun, daß man anderen auf die Füße oder Seele tritt oder sie unwirsch behandelt. Im Gegenteil ist es ein Zeichen von Stärke, anderen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen und nicht (immer) das eigene Ich vor alles andere zu stellen, und sei es auch nur sprachlich. Letztendlich fängt nun mal alles mit der Sprache an. Noch ein Gedanke zur Zweisprachigkeit der AP: Ich weiß nicht, wieviel Arabisch Du kannst - ich kann es leider nicht, weiß aber von Bekannten, daß die arabische Sprache voller blumiger u.a. höflicher Umschreibungen ist, um niemandem auf die Füße zu treten. ich habe nicht den Eindruck, daß in arabischen Ländern nur willensschwache Menschen wohnen - ich glaube, es gibt dort ebenso viele willensstarke wi willensschwache Menschen wie anderswo, will ich meinen. An deren Höflichkeit (allein) kann es also nicht liegen. Bei einsprachigen Familien denkt man evtl. weniger darüber nach, aber gerade bilinguale Eltern vermitteln Sprache ja auch mit deren kulturellen Hintergründen und subtilen Unterschieden - daher war ich über Differenzierung immer froh und hätte m Leben nicht freiwillig darauf verzichtet.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 15:17



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Wen ich frech wäre, schriebe ich jetzt: Wenn das Euer Möglichstes ist, dann müßt Ihr es wohl so machen --- Willensstärke jedoch entwickelt sich durch andere Dinge (die Euch - warum? - nicht möglich sind?). Mein letzter Kommentar möchte nur noch darauf hinweisen, daß ich bei keiner Mutter der "Möchte-Fraktion (nd das waren wohl alle) hier lese, daß sie ihrem Kind nicht auch den eigenen Willen und "das Modalverb `wollen` zugestehen". Aber sie tun dies in dem richtigen Zusammenhang. Das hat was mit Kultur und Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur zu tun - und Differenzierung, die die dt. Sprache zum Glück wenig umständlich möglich macht.

von DK-Ursel am 14.05.2024, 15:31



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich finde den Ansatz, den du verfolgst sehr befremdlich. Wenn der eigene Wille und die eigenen Grenzen nur zu wahren sind, in dem ich mich unhöflich ausdrücke und für mich ist das Wort "wollen" in vielen Zusammenhängen sehr unhöflich, dann soll es eben so sein. Ich beobachte eben eher, dass Kinder Sprache eben erst nach und nach in ihrer Tiefe und in kulturellen Zusammenhängen verstehen können. Mein Sohn ist sehr willensstark, aber das äußert sich eher darin, dass ich eben akzeptiere, dass ein Kind mit gerade mal 3 Jahren noch gar nicht erfassen kann, was gesellschaftliche und kulturelle sprachliche Konventionen betrifft. Aber einem Grundschüler, sollte dass dann schon irgendwann bewusst sein. Und das erwarte ich auch. Sprache ist so komplex, ich finde du brichst das ganze ziemlich arg herunter. Und ich finde es ist eben ein unterschied, ob es um die Wahrung meiner persönlichen Grenzen geht, oder ob ich meinen Willen durchbringen möchte… Oder wie trittst du bei einer Gehaltsverhandlung so auf und sagst: Ich will mehr Geld, weil? Das Kind ist gerade mal 3, da geht es doch um ganz andere sprachliche Entwicklungsschritte und das kann man der Oma auch so erklären. Aber ich glaube, dass du selbst noch nicht ganz verstanden hast, worum es da eigentlich geht. Ich glaube viel eher, dass du den Konflikt mit der Schwiegermutter etwas verschiebst und es eigentlich um etwas anderes geht, als um das "wollen".

von JakobsMutti am 14.05.2024, 18:41



Antwort auf Beitrag von JakobsMutti

@ JacobsMutti: Bei einer Sache hast du Recht, bei anderen Unrecht. Du schreibst „Wenn der eigene Wille und die eigenen Grenzen nur zu wahren sind, in dem ich mich unhöflich ausdrücke“ -> Das meine ich so aber nicht. Es geht auch nicht unbedingt ausschließlich um die Abgrenzung des Kindes. Was uns in der Erziehung bewegt ist, dass unsere Tochter genauso „Ich will“ sagen kann. Das tun wir ja in verschiedenen Alltagssituationen auch. Dabei ist es uns wichtig, dass sie nicht nach jedem „Ich will“ mit erhobenen Zeigefinger ermahnt wird „Das heißt aber: Ich möchte!“ Mit der Schwiegermutter habe ich ein enges Verhältnis. Allerdings empfinden wir ihre Ansichten als veraltet. Ich will nicht, dass sie ihre Ansichten, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen, dem Kind aufdrückt. Das ist der Konflikt, den du ansprichst.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 19:28



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich habe jetzt alle deine Antworten gelesen, es aber immer noch nicht verstanden: Korrigiert die Oma jedes „Ich will“, auch so was wie „Ich will morgen das blaue Kleid in den Kindergarten anziehen“? Dann finde es ich tatsächlich auch veraltet bzw. unnötig. Aber keine Sorge, wenn die Oma die einzige ist, die das tut, wird deine Tochter ihren Sprachgebrauch deswegen nicht ändern. Kinder lernen Sprache durch das komplette Umfeld, das sie umgibt und können ziemlich schnell Eigenheiten einer Person und die allgemeinen Sprachregeln und -konventionen unterscheiden. Oder sagt es die Oma nur in Situationen, wenn es sich um eine Aufforderung an sie handelt? („Oma, ich will jetzt ein Stück Kuchen?“) Dann ist es an sich ein gutes Recht der Oma, sich über die aus ihrer Sicht unhöfliche Formulierung zu beschweren. Wenn sie das in einer angemessenen Art und Weise tut, lebt sie ja genau das vor, was du dir von deiner Tochter wünschst. Dass sie für ihren Willen und ihre Gefühle einsteht. Wenn es dich und deinen Mann stört, könnt ihr es ja wiederum bei der Oma ansprechen und ihr sagen, dass ihr ständiges Korrigieren übertrieben findet, ihr befürchtet, dass sie so verunsichert wird, oder was auch immer. Nur ganz ehrlich, das Argument, dass wenn man „Ich möchte“ sagt, dass man keinen eigenen Willen hat, kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Das wird vermutlich der Oma auch so gehen. Noch ein Gedanke: Vielleicht hat die Oma als Mädchen selbst unter den ständigen strengen Korrekturen in ihrer Kindheit gelitten und ist nicht in der Lage, soweit zu reflektieren, dass sie das einsieht. Daher plädiere ich für etwas Nachsicht für die Oma

von JoMiNa am 14.05.2024, 21:50



Antwort auf Beitrag von JoMiNa

Hallo JoMiNa, ich muss mich wohl sprachlich präziser ausdrücken. :-) Ja, die Oma korrigiert jedesmal, auch wenn meine Tochter das Wort an mich richtet. Ich habe kein Problem mit „Ich will“. Wir leben das ja vor. Im übrigen auch die Oma oder Opa. Im aktuellsten Fall handelte es sich um Würstchen. Opa wollte abends ein Würstchen essen. Meine Tochter fragte mich „Ich will auch…“ Da bin ich absolut fein damit. Die Korrektur seitens der Oma, zumal Erwachsene sich selbst nicht daran halten, stört mich. Meine Tochter muss dann nicht sagen „Ich möchte auch ein Würstchen.“ Beim letzten Punkt hast du vermutlich recht. Reflektion ist nicht möglich.

von Rapunzel39 am 14.05.2024, 22:40



Antwort auf Beitrag von JoMiNa

... also ich meine jetzt nicht irgendwelche Extreme, aber im Sinne, dass Kinder durch Interaktion mit verschiedenen Menschen in ihrem Umgeld ein angemessenes Verhalten allmählich erlernen. Wenn die Eltern bestimmte Dinge durchgehen lassen, weil sie es nicht wahrnehmen oder unwichtig finden (oder einfach auch zu viel anderes um die Ohren haben) lernen es die Kinder durch andere Menschen in ihmer Umfeld (Großeltern, andere Verwandte, Kindergartenpersonal, Bekannte usw.). Und das ist gut so, man sagt(e) ja nicht umsonst, dass es ein ganzes Dorf brauche, um ein Kind zu erziehen. ;-)

von MM am 15.05.2024, 14:02



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

... wenn deine Tochter sagen soll "Ich möchte auch ein Würtschen"? Das ist doch nichts Schlimmes, im Gegenteil?! Auch wenn du es nicht verlangen würdest, die Oma aber sehr wohl, dann sei doch froh, dass dein Kind etwas lernt! Und wenn es "nur" die Tatsache ist, dass manche Menschenin Sachen (Un-)Höflichkeit sensibler sind und mehr Wert auf sowas legen. Hier eben die Oma. Dann wissen sie, es gibt Situationen, da muss ich mich etwas "gewählter" ausdrücken. Das kommt ihnen später zugute. Kinder merken doch eh, dass manche Sachen bei Oma anders sind als zu Hause. Und auch sonstwo "drassen in der Welt", die man Schritt für Schritt entdeckt. In der Schule später wird (hoffentlich) auch auf anständie Sprache und entgegenkommende Kommunikation geachtet. Umso besser, wenn ein Kind das dann schon kann und nicht erst lernen muss...

von MM am 15.05.2024, 14:08



Antwort auf Beitrag von MM

Mich stört das „möchten“ nicht. Aber meine Tochter SOLL nicht „möchten“ sagen MÜSSEN! Vor allem, wenn ein Erwachsener eben gerade zuvor selbst das Wort WOLLEN benutzt hat. Es ist nicht gleichwürdig, wenn ein Erwachsener ein Würstchen WILL, ein Kind soll aber MÖCHTEN sagen. Wie verwirrend ist es für eine knapp 3jährige, wenn sie korrigiert wird, der Erwachsene aber nicht.

von Rapunzel39 am 15.05.2024, 14:45



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Also, als erfahrene Mutter in Sachen spracherziehung kann ich dir vesichern, daß Kinder sich so leicht nicht verunsichern lassen durch den unterschiedlichen Gebrauch von Wörtern, der oft ja auch erklärbar ist. Im Gegenteil bekommen sie die Chance , Untrschiede kennenzulernen. Wie MM schreibt, wird ja vieles bei anderen anders gemacht als bei uns zuhause. Kluge Kinder denken irgendwann darüber nach, fragen irgendwann nach und lernen Empathie, Rücksicht, Einfühlungsvermögen und Toleranz…kurz Verständnis dafür, daß diese Welt nicht nur nach einem Muster funktioniert.

von DK-Ursel am 15.05.2024, 14:58



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich würde „ich will auch“ auch bei einem Erwachsenen als unhöflich empfinden. Das kann man höchstens mal scherzhaft dazwischen werfen, so nach dem Motto „Halt, ich will auch ein Würstchen, lasst mir eins übrig“. Ich finde, man kann einem Kind nicht zu viel Höflichkeit beibringen. Natürlich muss es auch seine eigene Meinung sagen können und nicht ständig kuschen. Aber diese Meinung kann man auch in höflichen Worten zum Ausdruck bringen. Es geht ja auch nicht darum, dass dein Kind nie „ich will“ sagen darf. Es muss nur lernen, dass „möchte“ die korrekte Form ist und man „will“ in ausgewählten Situationen und ggf. als Stilmittel einsetzt.

von Silvia3 am 25.05.2024, 15:27



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Wer hat dir denn das erzählt??? Es ist nach wie vor höflicher, wenn man "Ich möchte" sagt. Und das sollten Kinder auch lernen, finde ich. Haben wir unseren auch beigebracht. Ebenso dass man "Bitte" und "Danke" sagt, grüßt usw. Das sind einfach "zeitlose" grundlegende Anstandsregeln, die veralten nicht.;-) Kleine Kinder lernen das ja erst und ich finde es gar nicht schlecht, wenn manche Menschen im Umfeld, zB eben die Oma, da mehr drauf achten. Man lernt soziale Interaktion ja von und mit anderen Menschen und kommt so mit der Zeit durch deren Reaktionen darauf, was angemessen ist und was nicht. Wie sollen sie es denn sonst lernen? Man kann es ja auch dem Kind erklären - dass es einfach schöner ist, wenn man "Ich möchte bitte" sagt und nicht einfach "Ich will..." schreit. Und dass der andere der Bitte eher nachkommt, wenn man sie nett formuliert hat, als wenn man im bestimmenden Kommandoton etwas "will". Es heisst ja nicht umsonst "Wie man in den Wald hinenruft"...

von MM am 15.05.2024, 13:40



Antwort auf Beitrag von MM

So sehe ich das auch. 100% auch bei allem, was Du schreibst. Und zu allem, was Du wunderbar erklärst hast, vor allem eben auch, daß komunikation durch vielfältige Interaktion stattfindet, gehört eben auch, daß es äußerst kleinklein ist zu glauben, durch die bloße Willensäußerung „ ich will“ sei ein Kind selbstbewußter und willensstärker. Ich frage mich gerade, ob es nicht gerade verUNsichernd wirken kann, wenn ein Kind nicht lernt, wie es sich in verschiedenen Situationen verschieden benimmt und ausdrückt? Gewohnt sein, zu reden wie einem der Schnabel gewachsen ist, ohne Korrektur und Mäßigung , ohne Anpassung an die jeweilige Situation, weckt Abneigung/Ablehnung bei den anderen, die sich nicht so behandeln lassen wollen. Irgendwann ist ja auch der schönste Kleinkindplusfaktor weg. Und so eine Ablehnung verunsichert doch auch sehr. Seinen Willen bekommt man so auch nicht, doppelte Niederlage. Mal ganz abgesehen davon, daß ich persönlich, aber das ist jetzt auch sehr subjektiv, es schön finde, daß man sprachlich differenzieren kann und sich präzise ausdrückt. Das ist sprachlicher Reichtum, den ich im Leben nicht durch Unhöflichkeit erstatten wollte. Höflichkeit öffnet Türen, die anderen verschlossen bleiben. Es ist nicht immer ein Zeichen von Willensstärke, sie konkret oder sprachlich einzutreten.

von DK-Ursel am 15.05.2024, 14:52



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Deine ausgansfrage war: wie erzieht ihr… wollen oder möchten? Die meisten (alle?) waren für „möchten“ bzw. Differenzierung. Oft mit guter Begründung und unter Einbeziehung derUmstände. Da gab es ja viele gute Denkanstöße, aber: Damit ist das Thema durch. Umfrage erledigt. Du teilst mit, du willst nicht zu „möchten“ zwingen (weiterführende Frage wäre dann auch: ist Erzielung niemals „Zwang“? Überläßt Du alle Entscheidungen dem Kind ?) Nun ja, mit dieser felsenfesten Überzeugung ist es dann ja gut. Letztendlich macht jede/r, wie er will (und kann). Und nach mehr hast Du ja auch nicht gefragt.

von DK-Ursel am 15.05.2024, 15:07



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Es gab zwei oder drei differenzierte Beiträge, da bin ich absolut konform. Das habe ich auch so mitgeteilt. Deine Beiträge waren größtenteils nicht differenziert und strotzten zum Teil vor Selbstgerechtigkeit, falschen Behauptungen und Interpretationen ins Blaue hinein. Wenn zu meiner Ausgangsfrage Fragen, Anmerkungen o. ä. von anderen Müttern/Großmüttern eingestellt werden, beantworte ich diese auch. Wann demnach dieses Thema erledigt ist, hast du nicht zu entscheiden.

von Rapunzel39 am 15.05.2024, 15:20



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Für mich schon. Viel Spaß noch mit Deinem „willensstarken“ Kind. Konfirm sein, wenn die Meinung dieselbe ist, ist heute ja modern. Jeder tuckelt in seiner Blase rum und nennt alles andere… you name(d) it. MERKE. Willensstark und höflich ist kein Widerspruch, im Gegenteil. Vielleicht verstehst Du das auch irgendwann. (Jep, DAS war jetzt auch nicht ganz so nett.) Und tschüß!

von DK-Ursel am 15.05.2024, 17:25



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Ich habe den Thread gerade überflogen, das Ganze klingt für mich danach, als ob es schon so einen Grundsatzstreit oder zumindest -gegrummel zwischen deiner Schwiegermutter und dir gibt. Wenn ich es richtig interpretiere, sah die Situation so aus: Ein Erwachsener (z. B. der Opa) sagt: "Ich will etwas davon haben." Woraufhin euer Kind sagt: "Ich will auch davon haben." Und die Oma das Kind korrigiert und sagt: "Du MÖCHTEST davon." Also wird dem Kind eine Sprachregel auferlegt, die für den Erwachsenen scheinbar nicht gilt. Gerecht ist das nicht, und vielleicht für dich auch unnötig belehrend (weil das Kind beide Formen kennt und benutzt), aber ich finde, das ist eher ein Mini-Reibepunkt zwischen verschiedenen Erziehungsgenerationen und würde deshalb kein Fass aufmachen. Und auch nicht befürchten, dass dein Kind das als echten Dämpfer seiner Autonomie empfindet, wenn der Umgang der Oma mit dem Kind sonst lieb und wertschätzend ist. Wie hat dein Kind bzw. wie habt ihr denn in der Situation selbst reagiert? Oder hast du erst im Nachhinein gemerkt, dass dich das wurmt?

von Dots am 15.05.2024, 17:26



Antwort auf Beitrag von Dots

Hallo Dots, du hast das sehr gut zusammengefasst. Auch deine Analyse bezüglich der Schwiegermutter ist weitgehend korrekt. Ich selbst habe aber keinen Stress mit ihr, sondern mehr mein Mann. Wir sind uns einig, dass seine Eltern (auch meine Eltern) veraltete Vorstellungen von Erziehung haben. So weit, so normal. Problematisch wird es, wenn Großeltern ihre Vorstellungen partout durchsetzen wollen und vor unserer Tochter alles ausdiskutiert wird. Mein Mann haut auf den Tisch und dann ist aber auch Ruhe. Unsere Tochter hat die Korrektur als Ermahnung wahrgenommen, konnte aber damit nichts anfangen. Sie ist ja auch erst 3 Jahre alt. Ich will einfach nicht, dass man mit meinem Kind so umgeht. Das sind leider keine Ausnahmen…

von Rapunzel39 am 15.05.2024, 20:53



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Das verstehe ich und stelle ich mir anstrengend vor, meine Schwiegereltern hatten auch ganz andere Vorstellungen von Erziehungen als wir, vor allem als ich, aber da hat sich vieles durch die Entfernung entzerrt (und dadurch, dass wir recht alte Eltern sind, weshalb sich die Schwiegereltern mit Einmischungen zurückgehalten haben). Eigentlich habt ihr da ein Abgrenzungsthema zwischen Eltern- und Großelternebene, und der sinnvollste Ansatz ist wahrscheinlich, in manche Diskussionen gar nicht erst einzusteigen und dafür die wichtigsten Punkte eurerseits klarzustellen. Vielleicht fängt dein Mann mal damit an, dass er seinen Eltern klar sagt, dass er keine Erziehungsdiskussionen IN der Situation mehr will, weil das so viel Stress reinbringt? Ich verstehe dich, dass du Gerechtigkeit für dein Kind möchtest und verlangst, dass man sie respektvoll behandelt, aber ich würde mir auch an deiner Stelle die wichtigsten Punkte herausgreifen, an denen sich das Kämpfen lohnt. Da fällt für mich diese Diskussion eher in die Kategorie "zwar bezeichnend, aber eher Tüpfelchen auf dem i".

von Dots am 16.05.2024, 09:56



Antwort auf Beitrag von Dots

Guter Tipp, danke. Die Abgrenzung ist für uns auch wichtig, was aber nicht immer funktioniert. Beim 5. Mal "möchten, nicht wollen", schreiten wir ein. Respekt vor Erwachsenen ist wichtig, vor Kindern aber auch. Fun Fact: Meine Schwiegermutter wollte früher nach Hause gehen, das sie unbedingt ihre Telenovela schauen WOLLTE. Ich habe sie korrigiert "Das heißt, ich möchte!" Zuerst fiel ihr die Kinnlade runter, danach musste sie lachen. Anschließend hatten wir zu dritt ein Schokoeis verputzt, weil wir drei es WOLLTEN. Was für ein schöner Abschluss.

von Rapunzel39 am 16.05.2024, 11:05



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Genau solche humorbereiten Kommentare meinte ich ja auch weiter oben. Letztendlich, um den Sprachnerd, der ich zugegebenermaßen bin (daher ja auch mein Einstieg oben ins Thema, s. meinen 1. Beitrag. Forts. nur, weil Du den Dänen erwähnt hast) und der mir bei der Arbeit auch zugute kommt und nötig ist, herauszukehren: In dem Fall mit der Telenova "darf" die Großmutter durchaus "ich will die Telenova sehen" sagen, denn dazu müßt Ihr ja nicht beitragen. "Nach meiner Arbeit will ich noch zu Netto, einkaufen"; "nach dem Abitur will sie in Dortmund studieren" ... ll das sind geplante Willensäußerungen, also solche, die einen Plan beinhalten, der oft auch noch nicht einmal die Hilfe von anderen erforderlich macht. Sobald ich aber ein Ansinnen an andere richte, ist eben "möche" auf deutsch die höflichere Form. Auf Dänisch wäre dann das schlichte "jeg vil" (Ich will) auch nicht so nett wie "jeg vil gerne bede om" (Ich mächte darum bitten), "må jeg bede om..." (darf ich um... bitten), "kan/må jeg få" (kann/darf ich ... bekommen) oder auch nur einfach: jeg vil gern GERNE..." (wörtlich: ich will gerne, aber übersetzt eben richtig: ich möchte) . Mangels so mancher höflicher kleiner Wörtchen, die wir auf Deutsch zum Glück haben (möchten, bitte etc.) müssen die Dänen eben mehr umschreiben...

von DK-Ursel am 16.05.2024, 11:25



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

Gerade Mädchen werden oft korrigiert, beschnitten in ihrem Radius und ihrem Freiraum, zur Ruhe ermahnt, zum helfen aufgefordert. All das hält Mädchen klein und brav… Der Schwiemu würde ich sagen, sie soll das bleiben lassen mit dem korrigieren!

von kirshinka am 17.05.2024, 20:43



Antwort auf Beitrag von kirshinka

... denn ich denke nicht, dass es hier eine Frage des "Brav- und Kleinhaltens von Mädchen" ist! Wir haben Söhne und haben ihnen genauso von klein auf angemessenes Verhalten und Kommunikation beigebracht! Es hilft der Emanzipation von Mädchen null, wenn sie nicht lernen, in verschiedenen Situationen angemessen zu kommunizieren. Mal eher höflich, mal direkt und konfrontativ, je nachdem was passt bzw. erforderlich ist !!! Das hat auch etwas mit Souvernänität zu tun... Überall "Ich will" zu schreien, bringt einem keinen Respekt ein, sondern allenfalls den Ruf, eine verzogene Göre zu sein... Und v.a. es macht auch das Mädchen selbst unsicher, wenn es merkt, dass es aneckt und nicht weiss, warum. Weil ihm nie beigebracht wurde, situationsangemessen zu kommunizieren.

von MM am 20.05.2024, 10:50



Antwort auf Beitrag von Rapunzel39

huhu, ich muss hier, sehe ich gerade, eine Lanze für das "Wollen" brechen. DK-Ursel: Bei uns hieß das: Kinder mit nem Willen kriegen was auf die Brillen. Es ging da meiner Meinung nach schon darum, den Willen abzutrainieren, weil es auf den Willen des Kindes nicht ankommt. Ich würde mein Kind also auf keinen Fall bei jeder Benutzung von "ich will" korrigieren. Meiner Meinung nach dürfen Kinder lernen, etwas zu wollen und das auszudrücken. Auch, wenn es darum geht, etwas von einem anderen zu wollen, z.B. "ich will, dass Du mehr Abstand hältst". Daher bin ich nicht bei Ursels Unterscheidung. Das heißt natürlich nicht, dass es schadet, auch die Höflichkeitsform zu verwenden und in angemessenen Situationen auch (angemessen und höflich :-) darauf aufmerksam zu machen, wenn das Kind sich nicht angemessen ausdrückt. Ich persönlich setze da eigentlich im Wesentlichen auf's Vorleben. Es ist mir jedenfalls noch nicht aufgefallen, dass meine Kinder unhöflich nach Dingen fragen :-).

von zweizwerge am 17.05.2024, 21:42



Antwort auf Beitrag von zweizwerge

P.S. Deine Auflösung, Rapunzel, hat mir gut gefallen.

von zweizwerge am 17.05.2024, 21:42



Antwort auf Beitrag von zweizwerge

@zweizwerge: Ich sehe es genauso. Dieser Spruch etwas „auf die Brille zu bekommen“, ist verbale Gewalt. Diese Art der Antrainierung von Höflichkeit sowie der erhobene Zeigefinger „das heißt ich möchte“ halte ich für veraltet und verwende es für mein Kind nicht.

von Rapunzel39 am 17.05.2024, 22:20